Der Dokumentarfilm "Das grüne Wunder - unser Wald"
So hatte ich mir das vorgestellt.
Spektakuläre Bilder, wenig Konzept und viel Pathos im Off-Kommentar. „Das grüne Wunder - unser Wald“ ist ein Naturfilm wie Naturfilme heute so sind. Man
kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, wenn die Kamera Ameisen ins Innere eines
hohlen Pilzes folgt oder der Fall eines Hirschkäfers nach einem verlorenen
Balzkampf aus mehreren Perspektiven wie der Sturz eines Bondschurken vom Dach
eines Hochhauses inszeniert wird. Der Uhu, der im Dämmerlicht in extremer
Zeitlupe seine Flügel ausbreitet und zum Flug in Richtung Kamera anhebt, hat
mir einen wohligen Schauer über Arme und Rücken gejagt. Zweifelsohne: die
Emotionen stimmen. Doch als hätte man sich nicht allein auf die Kraft der
wunderschönen Bilder verlassen wollen, werden diese mit dick aufgetragener
Musik und noch dicker aufgetragenem Off-Kommentar versehen. Diesen spricht Benno
Fürmann mit so bedeutungsschwangerer Stimmlage, dass es mitunter nur noch ein
kleiner Schritt zur unfreiwilligen Komik ist. Sicher, man erfährt einiges Neues
und Wissenswertes, aber die Filmemacher sind stets bereit den
Informationsgehalt ihres Filmes für stimmungsvolle Bilder zu opfern. Dabei wird
auch hemmungslos inszeniert und das Verhalten der Tiere vermenschlicht: ängstlich
schaut der süße Jungfuchs auf das heraufziehende Gewitter – da seufzt so manche
junge Dame im Saal ob der mütterlichen Gefühle, die in ihr erwachen. Na gut, ich
will kein Spielverderber sein. Wer tolle Naturaufnahmen sehen will, sollte den
Film auf keinen Fall verpassen. Ohren zu, Hirn ausschalten – dann kann man mit dieser…
nun ja… „Dokumentation“ viel Spaß haben.
Der Trailer, der Stärken und Schwächen des Films schön veranschaulicht:
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