Samstag, 21. April 2012

Die kleine gemeinsame Nennerin

So war's bei Selah Sue in der Frankfurter Batschkapp

Meine Güte, eine Französin schafft es, dass an einem Montagabend die Frankfurter Kapp ausverkauft ist? Moment. Französin? Belgierin natürlich! Und englisch singt sie auch! Dennoch ist es mir mal wieder ein Rätsel, wie die heutigen Marketingexperten arbeiten und warum ausgerechnet diese sympathische, quirlige Belgierin mit ihrer wilden Mähne mit Wiedererkennungswert in Deutschland eine mittelgroße Halle füllt. Na gut. Sympathisch, quirlig, Frisur mit Wiedererkennungswert. Das sind schon mal Ansatzpunkte. Eine fantastische Stimme hat sie auch und mit „Raggamuffin“ einen Pophit mit leichten Ecken und Kanten im Gepäck. Dieser Hit ist dann auch relativ symptomatisch für Selah Sues Musik. Da werden die unterschiedlichsten Genres vom Folkpop mit Akustikgitarre über hippen Soul-Funk bis zum HipHop bemüht. Das funktioniert ziemlich gut und kommt mir entgegen, der ich keinem dieser Genres einzeln über mehr als 30 Minuten am Stück gut folgen könnte. Der musikalische Eklektizismus spiegelt sich auch im Publikum. Von der flotten Französischlehrerin mit Kurzhaarschnitt und halber Brille über den Frankfurter Szenehipster im Kapuzensweater bis hin zu flippigen Teenagern. Der männliche Teil letzterer Spezies nervt naturgemäß in ruhigeren Passagen mit lustig gemeinten Zwischenrufen auf Rülpsniveau. Hoffen wir, dass Selah Sue „Ausziehen, ausziehen“ während einer gefühligen Solo-Nummer als Ausdruck der Rührung verstanden hat. Anmerken ließ sie sich jedenfalls nichts. Dafür ist sie zu sehr Profi. Ihre Bühnenqualitäten, die sie schon im letzten Juli bei einem Elsässer Mini-Open-Air als Vorprogramm der Veteranen Gaeton Roussel und Moby unter Beweis stellte, zeigt sie auch an diesem Abend: sympathische Erscheinung, mitreißender Auftritt, großartige Stimme, vielfältige Musik. Wenn schon Popmusik, dann bitte so. 

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