So war's bei den Türen im Frankfurter Zoom
Die Türen
verwirren das Spex lesende Publikum damit, dass es gleich zu Beginn mitmachen
soll. Es soll an passender Stelle „Rentner und Studenten“ skandiert werden,
doch so viel Lockerheit ohne Warm-Up schaffen nur wenige der anwesenden
Experten für Deutungshoheit und Szenecodes, und entsprechend schleppend ist der
Auftakt im neueröffneten Frankfurter Zoom-Club.
Voll ist es auch nicht
wirklich, aber nachdem der letzte Auftritt der Türchen noch im Dreikönigskeller
stattfand, ist das natürlich ein echter Quantensprung. Fünf Jahre ist das her,
und die Band hat sich verändert. Der Sound ist druckvoller, ja man möchte fast
sagen rockiger geworden, was an zwei neuen Musikern liegt, die mir erst im
Nachhinein als Indie-Prominenz bewusst werden. Es handelt sich um Andreas
Spechtl, den Gitarristen der Band Ja, Panik, und Chris Imler, einen
Schlagzeuger, der auch mit Jens Friebe unterwegs ist. Alte Hasen und Profis
also, die den Sound der Band angenehm verändert haben. Ganz im Sinne der
Textpassage „Pop ist tot … doch HipHop wird niemals sterben, genau wie
Rock’n’Roll und der Geist von Ton Steine Scherben“. Denn was sich nicht
verändert hat, ist dass Die Türen den Diskurs reflektieren und weitertreiben.
Ihre Texte sind auch weiterhin voller Referenzen, seien sie popkulturell,
feuilletonistisch oder tagespolitisch. Sie singen über Wutbürgertum
(„schwarz-gelbes Unterseeboot“), neue Protestkultur („Rentner und Studenten“)
und mediale Selbstdarstellung („Don’t Google Yourself“). Die Verortung im Jahr
2012 führt natürlich dazu, dass auf dem Konzert fast ausschließlich neues
Material gespielt wird. Vor den Zugaben haben es gerade mal das wunderbare
Eier-Lied der Popo-Platte (leicht umarrangiert und damit der neuen Dynamik der
Band angepasst) und der Minihit „Drinnen ist wie draußen“ in den Set geschafft.
Im Zugabenteil gibt es dann die leider nach wie vor aktuellen Songs zum Thema
Arbeit „Pause machen geht nicht“ und „Der Blues kommt zurück in die Stadt“.
Und
das Publikum? Das taut nach und nach etwas auf, was vor allem an einer Konstanten
der Band liegt. Sänger Maurice Summen ist nach wie vor ein hyperaktives
Duracell-Häschen, das die Songs mit eckigen Tanzbewegungen und stakkatoartigem
Gesang vorträgt und dessen Bühnenpräsenz sich man nur bei totaler
intellektueller Verkopfung entziehen kann. Bei allem Anspruch also immer noch
vor allem ein Konzert, ein mittelgroße Party und keine Lesung oder- schluck –
gar ein Liedermacherabend.
Das Duracell-Häschen zur Anschauung:
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