Ein Kinobesuch auf dem "Cuba im Film"-Festival
„A Letter to the Future“ zeigt das Alltagsleben
normaler Menschen in Kuba in den 2000er-Jahren. Er zeigt, wie die Menschen sich
und ihr Land in der Gegenwart sehen und wie sie in ihre Zukunft blicken. Im
Mittelpunkt steht dabei die Vier-Generationen-Familie Torres, um die herum
ergänzend andere Personen mit anderem Bildungshintergrund und anderer sozialer
Herkunft gruppiert werden. Dabei ergibt sich weder ein geschlossenes Bild noch
eine eindeutige Aussage, was ich beides als positiv empfinde.
„A Letter to the
Future“ ist von großem Respekt und großer Sympathie für die Menschen, die er
porträtiert, geprägt. Probleme und Missstände werden ebenso gezeigt und
angesprochen wie der Stolz der Kubaner auf ihr Land und die Gründe an ihrer
Revolution festzuhalten. Da wird die Sprach- und Orientierungslosigkeit eines jungen
Mannes, der zwar an die Zukunft des kubanischen Hip Hop glaubt, von seiner
eigenen Zukunft aber keinerlei Vorstellung hat, ebenso gezeigt wie der Glaube
einer ehemaligen Lehrerin an den Sozialismus, der für sie allen Schwierigkeiten
zum Trotz am Ende der richtige Weg ist. Es sind diese scheinbaren
Widersprüchlichkeiten, die die Qualität des Films ausmachen und den Zuschauer
zum Nachdenken anregen. An einer Stelle sagt der erwähnte junge Mann: „Der
Mensch braucht kein Auto. Hauptsache er hat zu essen und er ist gesund.“ Er
macht eine kurze Pause und fügt hinzu: „Sagt mein Vater.“, und die Kamera
schwenkt von ihm auf den lächelnden Vater, einen Mann, der zu einem späteren
Zeitpunkt in der Langzeitdokumentation seine Arbeit verloren haben wird.
Alles in allem ein Film für Menschen, die
Dokumentationen ohne erklärenden Off-Kommentar und klare Positionen mögen. Wer
sich darauf einlassen kann – und die mitunter etwas aufdringliche musikalische
Untermalung, einige etwas arg manieriert in Szene gesetzte Aufnahmen Havannas
sowie die unfassbar schlechten deutschen Untertitel hinnimmt, verlässt das Kino
gedanklich und emotional bereichert.
A Letter To The Future Trailer: Mehr Videos
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