Sonntag, 1. Januar 2012

Das war 2011 - Das Fantasy Filmfest

Rückblickend betrachtet war 2011 kein sehr nachhaltiges Jahr auf dem Fantasy Filmfest. Zwar gab es wenige komplette Flops, doch auch die Liste der bleibenden Filme ist recht kurz.

Yellow / Cruzando el Limite

Das Highlight. Ein spanischer Film über überforderte Eltern, die ihre Kinder in eine Umerziehungsanstalt schicken. Beide Seiten werden fair dargestellt, die frustrierten Jugendlichen, die sich nicht in das Karriereschema ihrer Eltern pressen lassen wollen, und die hilflosen Eltern, die glauben, das Beste für ihre Kinder zu tun. Auch wenn die Umerziehungsmethoden nicht gerade klischeefrei und zudem reichlich überzogen dargestellt wurden, ist die Umerziehungsanstalt an sich überzeugend: das Gebäude in 70er-Jahre-Schick, das Personal im schneidigen, aber unaufdringlichen Faschisten-Look - da wurde das richtige Maß aus Zukunftsvision und allzu Vertrautem geschaffen.



End of Animal

Was ein genialer Mindfuck! Da haben einige Leute im Kino schwer gestöhnt. Ich fand's genial. Die ewige Suche nach der nie erreichbaren Raststätte war Kafka pur. Das irrationale Verhalten der Hauptfigur warf so manche Fragen auf und lud zum Weiterdenken und Rumphilosophieren ein. Also wirklich: der beste koreanische Film, den ich seit langem gesehen habe, da endlich mal wieder nicht nur hysterisch geschrieen, geschossen, gequält und gestorben wurde.



Point Blank / À bout portant

Perfektes französisches Spannungskino. Da hatte jede Szene Sinn und Funktion. Da wurde nichts umständlich, sondern viel filmisch erzählt, so dass es wirklich keine Minute langweilig wurde.



The Prey / La proie

Fast perfektes französisches Spannungskino. Nicht ganz so auf den Punkt wie „Point Blank“, aber sehr kurzweilige anderthalb Stunden. Popcornkino für mittelalte Europäer.



I Am You

Hat mich sehr an „An American Crime“ anno 2007 erinnert. Das überzeugende Psychogramm einer Mörderin. Der Mord, den sie begeht, ist ultrahart, doch gleichzeitig hat man immer mal wieder Mitleid mit ihr, wenn sie sich bemüht, ihr Leben zu ändern (und man als Zuschauer immer schon weiß, dass das nix wird). Zudem bis in die Nebenrollen exzellent besetzt, wobei Sam Neill als überforderter Vater der Täterin und Miranda Otto als die Mutter des Opfers besonders hervorstechen.



Red State

Kevin Smith besucht religiöse Fanatiker in den Südstaaten. Überraschend witzig, überraschend düster, erfreulich wenig zotiges Dauergelaber. Sein bester Film seit langem – und vermutlich der Anfang vom Ende seiner Karriere.



Kill List

Da war ja alles drin, was britisches Kino so ausmacht. Es geht los mit Ehezoff und Kitchen-Sink-Drama, dann kommt der Gangsterfilm und am Ende wird's zum Wickerman-Verschnitt. Kann man hassen, ich fand's super. Hat mich 90 Minuten perfekt mit auf die Reise genommen.



A Lonely Place To Die

Erstaunlich oft gescholten, was ich nicht so ganz teilen kann. Der Film will unterhalten, spannend sein und Schauwerte bieten. Und das macht er ganz gut. Im letzten Drittel ist die Luft raus, vor allem weil ein Handlungsstrang so umständlich aufgelöst wird. So what. Vorher gibt es zum Thema Höhenangst all das, was mir bei "Vertige" gefehlt hat, und mit Melissa George in der Hauptrolle hat der Film ohnehin einen Bonus, den er nicht mal am Ende verspielt.



Hesher

Den mochte ich auch. Zwar ist die Handlung nicht wirklich mehr als eine klassische Initiations-Geschichte, aber Figuren und Schauspieler waren schon sehr gut. Ganz stark die unverwüstliche Piper Laurie als Oma, die dem Bürgerschreck Hesher Gelegenheit bietet, sich von seiner gefühligen Seite zu zeigen.


Und wie jedes Jahr waren natürlich die Reviews des Herrn Saxl immer mal wieder Höhepunkte, denn der Mann bringt es auf den Punkt. Was genau hat mich doch an dem Film gestört? Fragen Sie den weisen Saxl.

Was ist das Problem mit Cat’ s Run?

„Der Film findet sich vor allem selbst viel viel cooler und cleverer, als er ist“

Warum nervt Chillerama auf die Dauer?

„Juchu, wir zeigen ganz viel Sperma und Kacka und Pipi, das ist verboten und darum auch echt total wild!" Joa, absolut, und da braucht man dann auch nicht mehr so überbewertetes Zeug wie eine interessante Story oder so.“

Warum funktioniert The Divide trotz furioser Eröffnung nicht?

„Die Figuren werden mit der Subtilität eines 18-Tonners als Vertreter derjenigen Klischeerollen vorgestellt, die sie über erschreckend lange 110 Minuten ausfüllen sollen.“

Danke, jetzt hab' ich's verstanden.

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