Donnerstag, 20. September 2012

Die Deutschen und ihr Wald



Der Dokumentarfilm "Das grüne Wunder - unser Wald"


So hatte ich mir das vorgestellt. Spektakuläre Bilder, wenig Konzept und viel Pathos im Off-Kommentar. „Das grüne Wunder - unser Wald“ ist ein Naturfilm wie Naturfilme heute so sind. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, wenn die Kamera Ameisen ins Innere eines hohlen Pilzes folgt oder der Fall eines Hirschkäfers nach einem verlorenen Balzkampf aus mehreren Perspektiven wie der Sturz eines Bondschurken vom Dach eines Hochhauses inszeniert wird. Der Uhu, der im Dämmerlicht in extremer Zeitlupe seine Flügel ausbreitet und zum Flug in Richtung Kamera anhebt, hat mir einen wohligen Schauer über Arme und Rücken gejagt. Zweifelsohne: die Emotionen stimmen. Doch als hätte man sich nicht allein auf die Kraft der wunderschönen Bilder verlassen wollen, werden diese mit dick aufgetragener Musik und noch dicker aufgetragenem Off-Kommentar versehen. Diesen spricht Benno Fürmann mit so bedeutungsschwangerer Stimmlage, dass es mitunter nur noch ein kleiner Schritt zur unfreiwilligen Komik ist. Sicher, man erfährt einiges Neues und Wissenswertes, aber die Filmemacher sind stets bereit den Informationsgehalt ihres Filmes für stimmungsvolle Bilder zu opfern. Dabei wird auch hemmungslos inszeniert und das Verhalten der Tiere vermenschlicht: ängstlich schaut der süße Jungfuchs auf das heraufziehende Gewitter – da seufzt so manche junge Dame im Saal ob der mütterlichen Gefühle, die in ihr erwachen. Na gut, ich will kein Spielverderber sein. Wer tolle Naturaufnahmen sehen will, sollte den Film auf keinen Fall verpassen. Ohren zu, Hirn ausschalten – dann kann man mit dieser… nun ja… „Dokumentation“ viel Spaß haben.

Der Trailer, der Stärken und Schwächen des Films schön veranschaulicht:


Keine Kommentare: