Donnerstag, 17. Mai 2012

Den Sozialismus in seinem Lauf...


Ein Kinobesuch auf dem "Cuba im Film"-Festival

„A Letter to the Future“ zeigt das Alltagsleben normaler Menschen in Kuba in den 2000er-Jahren. Er zeigt, wie die Menschen sich und ihr Land in der Gegenwart sehen und wie sie in ihre Zukunft blicken. Im Mittelpunkt steht dabei die Vier-Generationen-Familie Torres, um die herum ergänzend andere Personen mit anderem Bildungshintergrund und anderer sozialer Herkunft gruppiert werden. Dabei ergibt sich weder ein geschlossenes Bild noch eine eindeutige Aussage, was ich beides als positiv empfinde. 
„A Letter to the Future“ ist von großem Respekt und großer Sympathie für die Menschen, die er porträtiert, geprägt. Probleme und Missstände werden ebenso gezeigt und angesprochen wie der Stolz der Kubaner auf ihr Land und die Gründe an ihrer Revolution festzuhalten. Da wird die Sprach- und Orientierungslosigkeit eines jungen Mannes, der zwar an die Zukunft des kubanischen Hip Hop glaubt, von seiner eigenen Zukunft aber keinerlei Vorstellung hat, ebenso gezeigt wie der Glaube einer ehemaligen Lehrerin an den Sozialismus, der für sie allen Schwierigkeiten zum Trotz am Ende der richtige Weg ist. Es sind diese scheinbaren Widersprüchlichkeiten, die die Qualität des Films ausmachen und den Zuschauer zum Nachdenken anregen. An einer Stelle sagt der erwähnte junge Mann: „Der Mensch braucht kein Auto. Hauptsache er hat zu essen und er ist gesund.“ Er macht eine kurze Pause und fügt hinzu: „Sagt mein Vater.“, und die Kamera schwenkt von ihm auf den lächelnden Vater, einen Mann, der zu einem späteren Zeitpunkt in der Langzeitdokumentation seine Arbeit verloren haben wird.   
Alles in allem ein Film für Menschen, die Dokumentationen ohne erklärenden Off-Kommentar und klare Positionen mögen. Wer sich darauf einlassen kann – und die mitunter etwas aufdringliche musikalische Untermalung, einige etwas arg manieriert in Szene gesetzte Aufnahmen Havannas sowie die unfassbar schlechten deutschen Untertitel hinnimmt, verlässt das Kino gedanklich und emotional bereichert.   
 

 
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