Samstag, 13. September 2008

The Pursuit of Happiness

Alex Capus - Mein Studium ferner Welten

Ein Roman in 14 Geschichten klang erst mal abschreckend. 14 Kurzgeschichten, die über die Klammer wieder erscheinender Figuren und Orte zusammengehalten werden, waren zu befürchten. Doch etwa ab der Hälfte des Buches kristallisiert sich ein Oberthema des Buches heraus. Die Suche nach dem persönlichen Glück und das Scheitern auf dieser Suche. Dabei gibt es zwei nicht gleich berechtigte Hauptfiguren, Max Mohn und Johnny Türler, und Max ist am Ende, nach zahllosen Rückschlägen sogar so etwas wie ein unaufdringliches Happy End beschert. Es ist das Verdienst des Autors, dass aber auch das Scheitern zuvor leichtfüßig, amüsant & lakonisch daherkommt.
Zentral war für mich das Kapitel, in der Max Mohn den Teufel in Gestalt seines Chefs trifft, der ihm jeden Wunsch erfüllt (Reichtum, Popularität, Frauen, die Möglichkeit gutes zu tun) und in dem klar wird, dass Max nicht an den Umständen, sondern an sich selbst scheitert. Der mutlose Mitläufer, der nur weiß, dass er es gerne anders hätte, aber nicht weiß wie.
Die Gestalt der Kontrastfigur Johnny, der aus der spießbürgerlichen Enge, anders als Max, ausbricht & gescheitert zurückkehrt, funktioniert gut, denn sie verhindert, dass der Leser Verachtung oder Überheblichkeit für Max entwickelt.
Doch abgesehen von seinem Überthema ist die große Stärke von Capus in diesem Buch das Geschichtenerzählen. Und so fand ich eigentlich die Geschichte von Madame Alice, der unehelichen Bauerntochter, die sich bis ins hohe Alter von den Männern umgarnen lässt und irgendwie auch nicht glücklich wird, am schönsten. Capus arbeitet hier mit skurrilen Kontrasten, die oft den Humor seines Buches ausmachen: das filigrane, schwarzhaarige Mädchen und die grobschlächtigen rothaarigen Bauern. An anderer Stelle verpackt der tätowierte Ex-Matrose Johnny mit seinen Riesenpranken Champagner-Trüffes in der elterlichen Konditorei.
Und schließlich war es wie schon in „Eine Frage der Zeit“ die Kunstfertigkeit dieses Autors im Erzeugen von Stimmungen, Bildern, Situationen mit ganz wenigen Worten und Mitteln. Ein großer Erzähler, ganz ohne Krawall & Budenzauber, dieser Alex Capus.

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