Mittwoch, 28. März 2012

Heavy Metal Zuckerbäcker

So war's bei Hellsongs in Wiesbaden

Schon das Konzept ist reizvoll: Hard-Rock- und Heavy-Metal-Songs der 1970er und 80er im Indie-Folk-Gewand, nur mit Akustikgitarre und Keyboard, manchmal ein bisschen Synthisizer und Percussion, aber ohne Schlagzeug und Bass. Und das Konzept geht auf, denn Hellsongs treffen den richtigen Ton zwischen Bewunderung und Ironie. Klar macht sich Gitarrist Kalle Karlsson in seinen amüsanten Ansagen immer mal wieder lustig über Testosteron-Getue und Haarpracht des üblichen Metal-Shouters. Zugleich merkt man ihm aber an, dass er eigentlich ein Fan ist. Entsprechend gekonnt sind die Arrangements von Songs wie „Paranoid“, „Run To The Hills“ oder „ Youth Gone Wild“. Sie zollen dem Original Respekt und sind doch eigenständige Interpretationen. Mein größter Respekt geht an die (neue) Sängerin der Band, My Engström Renman, die optisch wie eine Elfe in Hippie-Klamotten wirkt, über eine Stimme verfügt, die man nur als bezaubernd bezeichnen kann, und deren Bühnenpräsenz unschlagbar ist. Ein großes Konzert – ganz ohne große Geste


Mit größerer Geste hier:



Samstag, 17. März 2012

Here are your people

So war's bei "We Have Band" im Frankfurter Bett

Wer die Hipster sehen will, muss Ruhe bewahren. Da ist zunächst das Umfeld aufgekratzter Adoleszenter, die Hysterie und Suff für Extase und Rausch halten und von Anfang bis Ende rempeln, kreischen und alle 3 Minuten ihr Facebook-Account checken. Dann die Vorband: Bendagram, ein finnisches Duo, das Joy-Division-Zitate in unnötig komplizierte Elektromusik packt und so unsympathisch rüberkommt wie ihre Fascho-Haarschnitte es von Anfang an befürchten ließen. Danach eine künstlich in die Länge gezogene Umbaupause, wie man sie gerne bei vollem Haus und Hipsterband zelebriert. Geübte Zen-Buddhisten und Stoiker sind hier klar im Vorteil.
Gegen 23h ist es dann schließlich soweit und We Have Band betreten die Bühne. Ein schmuckes Quartett unterschiedlicher Typen, das ich musikalisch mal zwischen Bloc Party und Metronomy verorten würde. Oder verorte ich optisch? Andernorts las ich Referenzen wie Hot Chip oder gar die Talking Heads. Egal. Den Wiedererkennungswert der Band schaffen jedenfalls die drei unterschiedlichen Stimmen (zwei Männer, eine Frau), die für vielschichtigen und abwechslungsreichen Gesang sorgen. Die Songs sind zu 80% Elektro-Indie-Pop-Hits, die übrigen 20% sollen zeigen, dass man den Anspruch hat, nicht nur Hits zu schreiben. Im Zugabenteil wird dann alle Komplexität über Bord gekippt und es geht – nach einer verzichtbaren, ruhigen Nummer – zu wie zu goldenen LCD-Soundsystem-Zeiten.
Party, Party, Party. Der Saal ist zu diesem Zeitpunkt ironischerweise bereits deutlich leerer. Die Adoleszenten sind offenbar bereits auf den Bus oder haben noch Wichtigeres zu tun. Die Fans aber feiern. Because we, We Have Band.


We Have Band - Oh! (Original Version) from We Have Band on Vimeo.